21.10.2021
Kann nachhaltige Mobilität funktionieren?
Kann nachhaltige Mobilität funktionieren? Die Antwort ist: Ja, das kann in Mannheim funktionieren – darin waren sich die sieben Gesprächspartner*innen aus Forschung und Wirtschaft bei der Panel-Diskussion im Labor Emil der Mannheimer Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) einig.
In einem Livestream diskutierten unter anderem Vertreter*innen der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, der Smart City Mannheim GmbH, der Klimaschutzagentur Mannheim, des VCD Rhein-Neckar und der Stadtmobil Rhein-Neckar AG. Moderiert wurde das Panel von Professor Doktor Marc Kuhn.

Caroline Golly von der gemeinnützigen Mannheimer Klimaschutzagentur machte gleich zu Anfang deutlich: „Es ist kompliziert.“ Berufspendler*innen haben andere Bedürfnisse als die Menschen, die zum Einkaufen nach Mannheim kommen – in der Innenstadt gibt es andere Bedingungen als auf dem Land. Es gibt viele Gründe, warum man zum Autoschlüssel greift oder doch lieber in die Pedale tritt. Deshalb, so Konsens im Panel: Alles auf einmal geht nicht! Die Interessen sind zu vielseitig, als dass es eine schnelle Lösung für alle geben könnte. Eine bessere Fahrradinfrastruktur hilft zum Beispiel nicht auf dem Land. Am Samstag gibt es zu wenig Car-Sharing-Angebote, aber den Rest der Woche stehen die Autos unwirtschaftlich auf ihren Stellplätzen. Und eine höhere Taktzeit beim ÖPNV klingt in der Theorie gut, ist aber kaum umsetzbar, weil die Bahnhöfe dafür nicht ausgelegt sind. In der Gesprächsrunde wurde deutlich: Eine nachhaltige Mobilität ist kein Wunschkonzert, sondern immer ein Kompromiss.
Aber was motiviere die Menschen solche Kompromisse zu machen, fragte Moderator Prof. Dr. Marc Kuhn, Anreiz oder Bestrafung? Als Antwort kam von allen Seiten ein klares: Beides!
Eine wichtige Stellschraube ist die Kostentransparenz: Konsument*innen belügen sich oft über die wahren Kosten ihres PKWs – nicht nur Sprit, sondern auch Versicherung, TÜV und Reparaturen müssten einkalkuliert werden. Aber auch die Kommunen verschleiern, was ein Auto wirklich kostet, zum Beispiel durch zu niedrige Parkplatzgebühren. Wenn man die Kosten durch Rechenbeispiele und höhere Parkgebühren transparent machen würde, könnte das viele Autofahrer*innen zum Wechsel motivieren.

Motivierend sei aber auch ein besseres Angebot, zum Beispiel mehr Car-Sharing oder gepflegtere Fahrradwege. Um diese Anreize zu schaffen, braucht es allerdings Geld. Felix Rothhagen, DHBW-Student und Gründer des Startups Biketree beschwerte sich: Die Finanztöpfe seien zwar voll, aber niemand rufe das Geld ab, weil die Vergabeverfahren zu kompliziert und schleppend seien. Deshalb forderte Miriam Caroli vom Car-Sharing-Anbieter Stadtmobil Rhein Neckar, dass öffentliche Gelder schneller verteilt werden müssten.
Zum Abschluss der Gesprächsrunde gab es keine abstrakten Visionen, sondern konkrete Forderungen: Bürokratie-Abbau, langfristige Finanzierung und vor allem mehr Mut, die Dinge anzupacken. Die Teilnehmenden waren sich einig: Ehrlich kommunizieren und anschließend konsequent umsetzen – dann ist eine nachhaltige Mobilität möglich.
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